Schutz und Hilfen für von Menschenhandel betroffene Kinder und Jugendliche
Bereits bei ersten Verdachtsmomenten, wenn Anzeichen von Ausbeutung wahrgenommen werden als auch wenn bereits ein junger Mensch als Betroffener von Menschenhandel identifiziert wurde, steht die Fachberatungs- und Koordinierungsstelle zur Verfügung. Mit spezialisierten Wissen um die Komplexität der Zusammenhänge berät und unterstützt die Fachberatungsstelle bei der Gefährdungseinschätzung und der Entwicklung und Einleitung von geeigneten Schutz- und Hilfemaßnahmen.
Hiermit gewährleisten wir den Anspruch auf Beratung durch eine insofern erfahrene Fachkraft im Kinderschutz mit spezifischen Kenntnissen im Bereich des Menschenhandels und der Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen.
Als Koordinierungsstelle unterstützen wir die Einbindung der beteiligten Akteure zum Schutz und zur Sicherheit des betroffenen jungen Menschen.
Betroffenen Minderjährigen und jungen Volljährigen bieten wir Beratung und Begleitung an, um sie im Zugang zu Hilfen und Opferschutzrechten zu unterstützen.
Die Fachberatungs- und Koordinierungsstelle ist bundesweit die erste Stelle der Kinder- und Jugendhilfe mit einem spezialisierten Beratungsangebot für die Zielgruppe minderjährige Betroffene des Menschenhandels.
Unsere Ziele
- Frühzeitiges Erkennen und Identifizierung betroffener Minderjähriger
- Gewährleistung des Kinderschutzes
- Sicherstellung des Zugangs zu Hilfen und Opferschutz
- Stärkung und Harmonisierung des Zusammenwirkens von Jugendhilfe, Strafermittlung und Opferschutz
Handel mit und Ausbeutung von Minderjährigen
Der Menschenhandel mit minderjährigen Betroffenen beinhaltet die kommerzielle Ausbeutung eines Kindes oder Jugendlichen und stellt eine schwere Kindeswohlgefährdung und Kinderrechtsverletzung dar. Dabei handelt es sich um eine schwere Straftat, die sowohl im Rahmen organisierter Kriminalität verübt als aus dem direkten sozialen und familiären Umfeld begangen wird. Eltern und Vertrauenspersonen der Kinder und Jugendlichen können in die Ausbeutung involviert sein.
Betroffene Minderjährige befinden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den Täterpersonen und sehen sich sehr häufig nicht als Betroffene einer Straftat. Die Ausbeutungssituation ist oftmals sehr schwer erkennbar. Expertinnen und Experten vermuten daher ein großes Dunkelfeld.
Deutsche und ausländische junge Menschen sind betroffen. Oftmals gibt es länderübergreifende Bezüge. Unbegleitete Minderjährige sind besonders vulnerabel für Menschenhandel und Ausbeutung.
Die Fachberatungsstelle berät zu allen Ausbeutungsformen und alle Geschlechter.
Ausbeutungsformen
- Sexuelle Ausbeutung
- Arbeitsausbeutung
- Ausbeutung von Betteltätigkeiten
- Ausbeutung bei der Begehung strafbarer Handlungen
- Ausbeutung zum Zweck der Organentnahme
- Handel mit Minderjährigen zum Zweck der Zwangsheirat
- Handel mit Kindern zum Zweck der illegalen Adoption.
Das Internet kann in allen Phasen des Menschenhandels eine Rolle spielen: zum Aufbau des Kontakts, zur Organisation der Ausbeutung sowie zur Ausübung von Kontrolle und psychischen Druck auf betroffene Minderjährige.
Unsere Angebote
- Unterstützung für die fallzuständige Fachkraft der bezirklichen Jugendämter bei der Gefährdungseinschätzung und Einleitung von Schutz- und Hilfemaßnahmen
- Fachberatung für Mitarbeiter*innen der Jugendhilfe nach § 8a SGB VIII
- Fachberatung für Fachkräfte an Schulen, aus dem Gesundheitsbereich und anderen Berufsgruppen nach § 8b SGB VIII bzw. § 4 KKG
- Koordinierung der fallbezogenen interdisziplinären Zusammenarbeit
- Fortbildung
- Beratung und Begleitung für betroffene Minderjährige
Unsere Kooperationen
- Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe
- dem Personenkreis gemäß § 4 Abs. 1 KKG
- Vormündern
- Richter*innen an Familien- und Strafgerichten
- Mitarbeitenden der Straf- und Ermittlungsbehörden
- Fachkräften des Gesundheitswesens
Die Fachberatungsstelle ist Geschäftsstelle der ressortübergreifenden AG Schutz und Hilfen bei Handel mit und Ausbeutung von Minderjährigen.
Expertise im Bereich Menschenhandel
IN VIA Berlin verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Arbeit mit und für Betroffene des Menschenhandels. Seit 1997 besteht in Berlin die IN VIA Beratungsstelle für Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind. Im Rahmen dieser Arbeit wurden auch minderjährige Betroffene unterstützt. Dies war Anlass für IN VIA Berlin, sich in der fachlichen Arbeit in Gremien und Netzwerken intensiv für den Aufbau spezialisierter Hilfestrukturen für betroffene Kinder und Jugendliche einzusetzen.
IN VIA Berlin ist Mitglied der Berliner Fachkommission Menschenhandel und der AG Schutz und Hilfen bei Handel mit und Ausbeutung von Minderjährigen in Berlin als auch des KOK Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V. und ECPAT Deutschland e.V.