Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 12. Januar 2021 die Bahnhofsmission am Berliner Ostbahnhof besucht, um sich über die dortige Arbeit zu informieren, auf die schwierige Situation von Obdachlosen in der Pandemie aufmerksam zu machen und um den vielen überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen für ihr besonderes Engagement zu danken.
„Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf unsere Arbeit. Seit Beginn der Pandemie ist unser Gastraum geschlossen. Derzeit ist lediglich eine Türausgabe von Nahrungsmitteln möglich. Außerdem werden wir von Foodtrucks unterstützt. Aber unser Teekocher läuft neun Stunden am Tag und die Helfer bereiten unablässig Brote vor“, fasst Ulrike Reiher; Leiterin der Bahnhofsmission, die Lage zusammen. „Gerade jetzt brauchen Menschen mit eingeschränktem Zugang zu Nachrichten und Informationen einen verlässlichen Ansprechpartner. Und ein warmes Getränk und ein Butterbrot. Dies dient als Gesprächseinstieg bei neuen Gästen. Die Kontaktbeschränkungen machen verdeckte Obdachlosigkeit sichtbar. Bei Freunden auf der Couch übernachten, den Tag in der Bibliothek verbringen – das ist nun nicht mehr möglich“, ergänzt Pia Elisabeth Liehr, IN VIA Vorstand.
Ohne das Engagement von ehrenamtlichen Helfer*innen und der Freiwilligendienstleistenden könnte dieses Angebot nicht aufrechterhalten werden. Stellvertretend für alle Engagierten bei den bundesweit über hundert Bahnhofsmissionen dankte Bundespräsident Steinmeier der Ehrenamtlichen Rosemarie Franke und dem Freiwilligen Niels Wachtel.
- Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M.) mit Rosemarie Franke, ehrenamtliche Mitarbeiterin (r.) und Nils Wachtel, Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst (l.), anlässlich eines Besuches der Bahnhofsmission am Ostbahnhof.
- Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l.) bei der Ausgabe von Lebensmitteln, Heißgetränken und Bedarfsartikeln an die Gäste der Bahnhofsmission, am Rande eines Besuches der Bahnhofsmission am Ostbahnhof.
- Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M.) mit Pia Elisabeth Liehr, Vorstand von IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit für das Erzbistum Berlin e.V. (l.) und Ulrike Reiher, Leiterin der Bahnhofsmission am Ostbahnhof (r.), anlässlich eines Besuches der Bahnhofsmission am Ostbahnhof.
Die IN VIA Bahnhofsmission am Berliner Ostbahnhof wurde 1894 gegründet. Sie ist die älteste Bahnhofsmission in Deutschland und die einzige, die in der DDR betrieben wurde. Vor 125 Jahren wurde sie am heutigen Berliner Ostbahnhof – damals Schlesischer Bahnhof – gegründet und war Ideengeberin für inzwischen über hundert Bahnhofsmissionen in Deutschland. Die Arbeit der Bahnhofsmission ist vergleichbar mit einem Seismografen. Im Laufe der Geschichte haben sich die Aufgaben den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. So ist bei den Besuchern heute eine starke Zunahme von psychisch auffälligen, suchtmittelabhängigen und wohnungslosen Menschen festzustellen. Eine Kernaufgabe ist es, niederschwellige Hilfe für Menschen in Not am Bahnhof ohne Ansehen der Nationalität, Religionszugehörigkeit, Hautfarbe und Geschlecht anzubieten. 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche sind die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer hier für sie da. Jahr für Jahr kommen 54.000 Besucherinnen und Besucher. Es werden 102.000 Mahlzeiten ausgegeben und 6.500 Beratungen durchgeführt.
Träger der Bahnhofsmission Ostbahnhof ist IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit für das Erzbistum Berlin e. V. IN VIA, das heißt „auf dem Weg“ sein. Da sein für Menschen, die Orientierung und Hilfe brauchen und sich oft auch im übertragenen Sinne auf dem Weg befinden. Für sie ist die Bahnhofsmission am Ostbahnhof seit über 125 Jahren ein Ort, um auszuruhen, sich aufzuwärmen, etwas zu essen, sich frisch zu machen, ein Stückchen Geborgenheit zu finden.